„Wenn Freitage nicht reichen, streiken wir die ganze Woche!“

Sie sind nicht zu übersehen, denn in beinahe jeder Großstadt gehen sie seit mehr als einem halben Jahr wöchentlich auf die Straße, um unsere Erde zu retten: Die Fridays for Future Aktivisten. Keine Frage, die engagierten Schüler*innen sind die aktuellen Treiber einer Umweltdebatte, die längst überfällig war. Doch woher kommt das scheinbar plötzlich entflammte Engagement der Jugendlichen für das Klima?

Die klassischen Medien erreichen die Generation Z nicht mehr, aber sind die wegen YouTube, Instagram und Snapchat uninformiert und desinteressiert?

Weit gefehlt: 35% der Jugendliche gaben in der letzten Shell-Studie an, dass sie sich wünschen, mehr in Entscheidungsprozesse einbezogen zu werden und sich gern ehrenamtlich einbringen möchten. Die Vernetzung mit Gleichgesinnten über das Internet und in sozialen Medien spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Sie macht es jungen Menschen leicht sich zu informieren, in Kontakt zu bleiben und Ideen und Aktionen zu organisieren.  

Mangelnde Freizeit bedroht das Ehrenamt

Doch es ist für junge Menschen nicht einfach, sich in vorhandenen Organisationen und im vorhandenen System zu engagieren. Politischen Parteien fehlt die Nähe zur jungen Generation. Die notwendige Schnelligkeit und Flexibilität und die recht starren Strukturen widersprechen dem Trend zur Unverbindlichkeit. Auch Vereine und NGOs schaffen es bisher nur begrenzt, Engagement-Möglichkeiten zu bieten, die jugendlichen Lebenswelten entsprechen.

Durch die Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien sowie die Einführung kompakter Bachelor- und Masterstudiengänge ist die Freizeit teilweise knapp bemessen und die Rahmenbedingungen für außerschulische Aktivitäten sind nicht ideal.

"Wir sind Fridays for Future

Die Klimakrise ist eine reale Bedrohung für die menschliche Zivilisation – die Bewältigung der Klimakrise ist die Hauptaufgabe des 21. Jahrhunderts. Wir fordern eine Politik, die dieser Aufgabe gerecht wird.”

„Vor allem bei Fridays for Future haben wir eine Gemeinschaft gefunden, die für unsere Werte und unsere Interessen einsteht. Wo wir uns alle zusammentreffen und engagieren können. Hier haben wir endlich einmal dass Gefühl, dass unsere Stimme gehört wird und wir auch von der Politik wahrgenommen werden.“

Maja, 20 Jahre

„Wir und unsere Kinder werden die Auswirkungen des Klimawandels am eigenen Leib erleben müssen und ich denke in dieser Voraussicht ist für uns sehr wichtig, alles was man gegen den Klimawandel tun kann, jetzt zu tun.“

Pauline, 17 Jahre

„Wir sind hier, weil unser Planet zu schön ist, als dass die Politiker ihn aus Profitgier zerstören dürfen.“

Mattis und Kai, 13 und 12 Jahre

„Ich bin hier, weil ich meiner Eltern- und Großelterngeneration zeigen möchte, dass sie Scheiße gebaut haben und sich selbst auch dafür engagieren sollen, das nun gemeinsam wieder auszubaden.“

Johannes, 18 Jahre

„Bei der Fridays for Future-Bewegung geht es direkt um unsere Zukunft. Wir alle sind davon betroffen und gerade deshalb haben wir gar keine andere Wahl, als uns dafür zu engagieren.“

Lena, 18 Jahre

Gymnasiasten beteiligen sich zahlreicher als andere Schüler*Innen 

Der Bildungsstand der Jugendlichen scheint ausschlaggebend für ihr Engagement. Die Sekundäranalyse des Freiwilligensurveys zeigt den Zusammenhang zwischen Bildungsstatus und Engagementquote und gibt zu bedenken, dass sich auch der Bildungsstatus der Eltern positiv auf die Ehrenamtstätigkeiten von Jugendlichen auswirkt. Jedoch wurde in dieser Umfrage deutlich, dass Hintergründe wie Migrations- und Ökonomiestatus irrelevant sind, wenn die Schüler*Innen selbst einen hohen Bildungsstand erreicht haben oder anstreben.  

Laut einer Iconkids & Youth Studie zum Engagement Jugendlicher geben 75% der 15-24jährigen an, dass sie sich gerne für den Umwelt- und Tierschutz einsetzen würden. Die im April 2019 erschienene Studie gibt als Gründe für das „neue“ ökologische Bewusstsein vor allem stärker präsente Bilder von Naturkatastrophen und anderen Missständen auf allen Kanälen an, sowie das Vorhandensein einprägsamer Idole.

Und hierbei ist eine Schülerin ganz weit vorne: 62% der Jugendlichen geben an Greta Thunburg zu kennen, auf der Beliebtheitsskala der 13-19jährigen rangiert Greta auf Platz 2 – gleich nach Heidi Klum. 

Jede*r fünfte Schüler*in hat bereits einmal eine Fridays for Future-Demo besucht 

Greta Thunburg gilt als Gründerin der Fridays for Future-Bewegung und begeistert und mobilisiert Gleichaltrige weltweit. Das wöchentliche Schuleschwänzen kommt zwar nicht bei allen Erwachsenen gut an, doch führt die Beharrlichkeit und Ausdauer der Fridays for Future-Bewegung dazu, dass die Gespräche und Debatten zur aktuellen Klimapolitik in der Gesellschaft präsent bleiben.

Den Fridays for Future’s in Köln ist das noch nicht genug: Mit einem einwöchigen Dauerstreik direkt in der Innenstadt möchten sie den Druck auf die Politik erhöhen und campieren nah des Kölner Rathauses. „Wenn Freitage nicht reichen, streiken wir die ganze Woche!“, lautet der Slogan unter dem die motivierten Mädchen und Jungen, die die letzte Woche vor den Sommerferien der Schule fernbleiben, ihre Werte vertreten. 

Das KJMK war vor Ort und hat die Jugendlichen direkt gefragt, was sie dazu bewegt, sich der Initiative anzuschließen.

Quellen:

Shell Jugendstudie
Sekundäranalyse des Freiwilligensurveys 2018
Iconkids & Youth Umfrage zum Engagement Jugendlicher im Auftrag der Aktion Mensch 2019