Interview mit Charles Bahr, Founder tubeconnect media in Hamburg

Charles Bahr hat 2016 mit gerade mal 14 Jahren die Agentur tubeconnect media gegründet, die Management junger Influencer und die Expertise der Generation Z miteinander vereint. Mit dem KJMK spricht er über die Vereinbarkeit von Arbeits- und Schulalltag und darüber was Influencer Marketing als erfolgreiche Werbeform ausmacht.

Charles Bahr

Charles Bahr

Gründer von "tubeconnect media"

tubeconnect bezeichnet sich als Gen Z Agency, die in Zusammenarbeit mit Agenturen und Direktkunden Werbekampagnen rund um Social Media und Influencer entwickelt.

Warum ist Influencer Marketing die Zukunft?

Ich bin fest davon überzeugt, dass Influencer Marketing als Werbeform nicht das „Heilmittel“ des gesamten Marketing-Mixes oder unfassbar zukunftssicher ist, sondern einfach, dass es jetzt gerade für die Erreichung der Generation Z sehr gut geeignet ist. Es gibt viele Creator, die sich allerdings schnell darauf ausruhen, dass ihnen Zichtausende Jugendliche folgen und nicht den Antrieb haben, jeden Tag bessere Inhalte zu kreieren – und so wächst regelmäßig eine neue Generation an Influencern heran, die sich wieder ein Stück glaubwürdiger und nahbarer auf Social Media darstellt. Wie das in zwei oder drei Jahren aussieht, wissen wir jetzt noch nicht.

 

Influencer-Marketing ist auch sehr negativ behaftet, wie stehst du dazu?

Es gibt viele Agenturen und Talent Managements, die Kunden Kreation und Kampagnenplanung verkaufen, obwohl sie sich weder mit den Inhalten noch mit der Mechanik sonderlich ausführlich beschäftigt haben. Ich möchte gar nicht sagen, dass ich oder wir bei tubeconnect darin Profis sind – aber in den vergangenen drei Jahren habe ich viele Agenturen kommen und gehen gesehen, die keine qualitativen Konzepte, die für ihre Zielgruppe spannend sind, abgeliefert haben. Sie haben vielmehr ihren persönlichen, subjektiven Eindruck von bestimmten Creatorn auf die Zielgruppe übertragen. Ich denke, dass das schnell dazu führen kann, dass auch die Ergebnisse einer Kampagne nicht wie gehofft ausfallen – und somit die Werbeform Stück für Stück an negativer Behaftung gewinnt.

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Für welche Branchen eignet es sich, für welche vielleicht auch nicht?

Grundsätzlich sehe ich Influencer Marketing in allen B2C-Branchen sehr spannend. Oft ist der Anknüpfungspunkt zwischen Marke und Influencer allerdings nicht die reine Gemeinsamkeit über Inhalte oder das Produkt, sondern vor allem die Werte der Marke. Transparenz, Qualität und Loyalität lassen sich viel authentischer in Kooperation mit einem Influencer spielen, als einfach nur den zehnten Lippenstift in die Kamera zu halten.

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Was sind Anreize für Influencer, um mit Unternehmen zu kooperieren? Was muss ein Unternehmen einem Influencer bieten?

Desto unbehafteter eine Marke ist, desto einfacher lässt sie sich bei Influencern präsentieren. Klar ist es cool, einen riesigen FMCG-Konzern oder eine Top-Fashion-Brand zu seinen Kunden zählen zu können, doch gerade dann rufen Influencer für die gleiche Leistung und Media-Reichweite oft höhere Zahlen auf, als es bei einer traditionellen und eher noch unbekannten Marke der Fall ist. Am Ende zählt es, ein grobes „Framework“, eine Grundlage aus Do‘s & Dont‘s, Werten der Marke und groben Vorstellungen für die Inhalte des Influencers von Markenseite aus zu erstellen, dem Creator am Ende allerdings die Freiheit zu lassen. Denn er weiß am besten, was seine Community anspricht, was ihr gefällt und wie man sie optimal erreicht.

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Welche weiteren Kanäle findest du wichtig, damit Unternehmen und Organisationen junge Menschen erreichen können?

Am Ende zählt die Geschichte – und die sollte stimmen. Was darüber hinaus neben Influencer noch an Media gespielt wird, kann sehr vielfältig aussehen. Ich bin mir sicher, dass in TV-Werbung Budgets für Gen Z immer noch besser aufgehoben sind, als in Facebook-Werbung. Allerdings kann genauso eine gute OOH-Kampagne immer noch funktionieren. Sie muss nur eben eine ganzheitliche, sinnvolle und für die Zielgruppe relevante Story erzählen.

 

Welches war das bisher spannendste Projekt, welches ihr umgesetzt habt?

Eines meiner Highlights aus 2018 war es, zusammen mit Levi‘s einen eigenen Gen Z Store zu kreieren. Die mehr als 130 Jahre alte Marke ist ja vor allem für ihre traditionellen Produkte, der Holzoptik in den Stores, usw. bekannt und sie wollten gerne wieder etwas jünger werden. Dazu haben wir dann intensive Fokusgruppen durchgeführt und schlussendlich zusammen mit Levi‘s ein komplett eigenes, neues Store-Konzept kreiert, was schlussendlich auch im ersten Gen Z Store in Rotterdam umgesetzt wurde.

Berufswunsch Influencer: Haben neue Talente überhaupt noch Chancen und was ist das Wichtigste für sie?

Es gibt zwei Dinge, die erfolgreiche Influencer an sich haben: Durchhaltevermögen und Selbstzweifel. Das mag vielleicht absurd klingen, aber viele Influencer haben jahrelang für vielleicht ein paar Tausend Zuschauer Videos gemacht und so gut wie niemanden damit erreicht. Dann gab es vielleicht um das Thema, was sie bedient haben oder ein bestimmtes Video einen „Hype“ in der Zielgruppe und die Arbeit der vorherigen Zeit hat sich direkt ausgezahlt – da sie am Ball geblieben sind. Und auf der anderen Seite macht sich allerdings auch jeder Influencer regelmäßig Sorgen darüber, ob er überhaupt noch gut genug ist, genug aus seinem eigenen Leben preisgibt – denn er möchte am nächsten Tag auch wieder mehr Follower haben. So klassisch und albern es klingt, eine ansteigende Followerzahl ist für viele Influencer immer noch entscheidend und hat Priorität. Ob man noch groß werden kann: Klar. Es wachsen alle 1-2 Jahre neue Plattformen aus dem Boden, wie es 2017 Tik Tok bzw. Musical.ly (früher) gewesen ist, auf dem u. A. die mittlerweile schon Weltstars Lisa&Lena, zwei super normale Teenage-Girls aus Stuttgart, groß geworden sind. So wächst mit der Zeit immer eine neue Generation an jungen Videomachern und kreativen Köpfen, die Lust haben zu kreieren.

 

Wie läuft ein Projekt mit euch konkret ab? Wie schafft ihr das zwischen Ausbildung & Schule?

Bei uns ist vor allem das Zusammenspiel aus jungen Teenagern, die sich mit der Konzeption und kreativen Ideengestaltung beschäftigen und den „Älteren“, die sich um die Mechanik und ganzheitliche Strategie kümmern. Wichtig ist hierbei zu beachten, dass wir nur durch dieses Zusammenspiel überhaupt die Möglichkeit haben, Projekte in größerer Form umzusetzen und nicht immer nur begleitend beratend tätig zu werden. Die Jugendlichen bei uns im Team arbeiten vor allem neben der Schule an den Projekten mit, was aber auch wichtig ist, denn es darf ihnen ja nicht die „Street Credibility“ fehlen. 🙂

Kids. Teens & Marke 2019

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