Dr. Eva Wieners

Dr. Eva Wieners

Eva Wieners ist Geschäftsführerin der Munich Fundraising School und berät seit vielen Jahren kleine und große Initiativen darin, wie sie Spenden generieren und Mittel einwerben können.

Sie unterstützt uns in der Zusammenarbeit mit Vereinen, Verbänden und Stiftungen vor allem im Bereich Fortbildungen, nachhaltige Finanzierung und Kommunikation.

Das Spendenvolumen ist weiter hoch – aber wie lange noch?

Der Spendenrat hat wieder die „Bilanz des Helfens“ herausgegeben, einen Bericht über das Spendenverhalten der Deutschen im Jahr 2022. Auf den ersten Blick sieht die Bilanz sehr gut aus – im Vergleich zum letzten Jahr ist das Spendenvolumen nur um 1,6 % gesunken und insgesamt spendeten die Deutschen noch über 5,7 Milliarden Euro.

Schaut man jedoch genauer hin, so stellt sich das Bild nicht mehr ganz so rosig dar. Zwei große Problemfelder sind einerseits die Tatsache, dass ein Großteil des Geldes in die Not- und Katastrophenhilfe geht – hier vor allem Spenden im Rahmen der Ukrainehilfe. Andererseits sinkt weiterhin die Anzahl der Spender (verbunden mit einer höheren Durchschnittsspende).

Gemeinnützige Organisationen müssen sich damit auseinandersetzen, dass es immer schwerer ist, neue Spender zu motivieren und zu gewinnen – was langfristig zu einem großen Problem wird.

 

Während mehr als drei Viertel der Spenden für humanitäre Hilfe gesammelt wurden, sinkt der Anteil vieler anderer Bereiche sowohl prozentual als auch in absoluten Zahlen.

Wohin wird gespendet?

„Außerhalb der humanitären Hilfe haben die Deutschen lediglich für den Tierschutz (plus 8 Mio. Euro) mehr gespendet als im Vorjahr. Erhebliche Verluste hat der Bereich Kultur/Denkmalpflege zu verzeichnen. Sein vorjähriger Anteil von 2,6 % am Gesamtspendenvolumen sinkt weiter auf 1,8 %. Standen diesem Bereich im Jahr 2021 noch 153 Mio. Euro aus Spendeneinnahmen zur Verfügung, so waren es in diesem Jahr nur noch 102 Mio. Euro“

Außerdem spendet die Generation 70+ weiterhin deutlich am meisten – in 2022 waren es 43 %. Die durchschnittlichen Spendensummen liegen hier mit 421 € pro Person auf einem sehr hohen Niveau.

Bilanz des Helfens des Spendenrats

Was bedeutet dies nun für die praktische Arbeit? Sicherlich nicht, dass gemeinnützige Organisationen sich auf diesen Zahlen ausruhen können, auch wenn die Prognosen für 2023 ebenfalls nicht schlecht aussehen.

Trotzdem ist eindeutig zu sehen, dass der Anteil der spendenden Bevölkerung kleiner wird. Gleichzeitig kann man aus ganz natürlichen Gründen nicht langfristig mit der Unterstützung der Generation 70+ planen.

Die Zukunft

Es ist also jetzt Zeit, Strategien anzupassen, um auch vor allem jüngere Altersgruppen anzusprechen und ins Boot zu holen. Auch die Boomer und die Generation X sowie Millennials müssen angesprochen werden – denn auch diese Altersgruppen sind mittlerweile finanzstark.