Hochwertigen Journalismus erkennen und Fake News entlarven

Azubis, die Zeitung lesen, sind schlauer! Gerade in medial überfrachteten Zeiten, in denen Nachrichten oftmals kaum hinterfragt konsumiert werden, ist es von großer Bedeutung, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Medienkompetenz aufzubauen. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, zu lernen, hochwertigen Journalismus zu erkennen und in der täglichen Informationsflut Qualität von sogenannten Fake News unterscheiden zu können.

Hier setzt das medienpädagogische Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ (kurz Azubi-Projekt) der Rhein-Zeitung in Koblenz an. Und der Name ist Programm: Das Projekt dient der individuellen Förderung und Qualifizierung als Ergänzung zur betrieblichen Fachausbildung.

Sabine Westermayer

Sabine ist bei der Mittelrhein Verlag GmbH für den Einzelverkauf und den Abonnementbereich zuständig.

Darüber hinaus ist sie Projektleiterin “Junge Zielgruppe” und kann so ihre Leidenschaft für die Zielgruppe der jungen Leserinnen und Leser als engagierte Referentin im Bereich Direkt- und Vertriebsmarketing einbringen.

 

Medienkompetenz im Fokus: Förderung von Lesekompetenz und Informationsverarbeitung

Die teilnehmenden Auszubildenden erhalten über einen Zeitraum von zehn Monaten täglich ihre Regionalausgabe der Rhein-Zeitung in den Betrieb geliefert oder einen eigenen Zugang zum E-Paper sowie unbegrenzten Zugang auf alle Online-Inhalte. Durch das regelmäßige Lesen bauen die Teilnehmer:innen schnell gute Lese- und Rechtschreibkompetenzen auf und verbessern ihr Allgemeinwissen. Das Azubi-Projekt vermittelt einen kompetenten Umgang mit Medien und fördert die Fähigkeit, Informationen richtig einzuordnen. Die Azubis lernen nicht nur, kritisch und verantwortlich mit Informationen umzugehen, sie werden fit und selbstsicher im Arbeitsalltag und professionalisiert für den Kontakt mit Kollegen und Kunden. Denn wer regelmäßig Zeitung liest – ob print oder digital –, stärkt seine beruflichen Kompetenzen und kann Zusammenhänge schneller begreifen und besser einordnen.

Einmal pro Monat nehmen die Auszubildenden an einem Online-Wissenstest teil. Der zeitliche Aufwand für diesen Test mit zwölf multiple choice Fragen ist überschaubar. Das Ergebnis wird für Teilnehmer und Ausbilder transparent dargestellt.

Studie der Universität Koblenz-Landau enthüllt die positiven Auswirkungen auf Auszubildende

Dass dieser Ansatz von Erfolg gekrönt ist, wurde in einer zehnjährigen, umfangreichen Forschungsreihe der Universität Koblenz-Landau wissenschaftlich bestätigt: Zeitung lesen macht schlau! Ausgewertet wurden dabei die Ergebnisse von den teilnehmenden Auszubildenden, die im Projektzeitraum täglich Zeitung gelesen haben, verglichen mit den Ergebnissen einer Kontrollgruppe ohne täglichen Zeitungsbezug. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Bereiche Wirtschaft, Geografie, Kunst und Kultur sowie Sport und Textverständnis (z. B. in Form von Abkürzungen) gelegt.

Was die Wissenschaftler der Universität ebenfalls herausfanden: Von der regelmäßigen Lektüre einer Tageszeitung profitierten alle Azubis. Unabhängig von Bildungs- oder Migrationshintergrund, der Branche, dem Alter oder dem Geschlecht verbesserten sich Lese-, Rechtschreib- und Sprachkompetenz sowie das Wissen um gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Zusammenhänge.

Kooperationspartner fördern Projekt: Praxisnahe Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung

Die Industrie- und Handelskammer Koblenz sowie die Handwerkskammer Koblenz fördern das Projekt als Kooperationspartner und bieten den Teilnehmer:innen eine Reihe interessanter Seminare an, wie Prüfungsangst vermeiden, Rhetorik, Präsentations- und Kommunikationstechniken oder Telefontraining.

Auf einer Abschlussveranstaltung werden die besten und engagiertesten Azubis am Ende der zehnmonatigen Projektphase geehrt und erhalten attraktive Preise.

Aber nicht nur für die Azubis, auch für die Ausbilder:innen bietet das Projekt einen konkreten Mehrwert: Ein Ausbilderstammtisch bietet eine Plattform zum Dialog mit Ausbilderkollegen. Zusätzlich erhalten die Betriebe das Angebot, sich anhand eines redaktionellen Steckbriefs in der Rhein-Zeitung und den Heimatausgaben sowie in einer exklusiven Sonderveröffentlichung zum Projekt als Ausbildungsbetrieb zu präsentieren.

Das Projekt bietet den Betrieben also neben der Förderung in ihre zukünftigen Mitarbeiter auch eine lukrative Werbeplattform sowie einen direkten Wettbewerbsvorteil durch die zusätzliche Investition in die eigenen Auszubildenden.

Die Gebühren pro Teilnehmer belaufen sich für das komplette Projektjahr auf 520 Euro, wenn der Azubi die gedruckte Zeitung lesen möchte, beziehungsweise 420 Euro, wenn der Azubi es vorzieht, das E-Paper zu lesen. Die Gebühren decken das komplette Angebot ab.

In den letzten Jahren handhabten interessierte Unternehmen es häufig so, ihre Azubis über die Projektteilnahme selbständig entscheiden zu lassen. Diese demokratische Idee hatte den Effekt, dass viele Azubis, die Teilnahme ablehnten und die Ausbilder dann etwas ratlos das Projekt absagten. Meist wurde von den Azubis als Grund, der enorme zeitliche Aufwand für die Berufsschule sowie die sozialen Medien als genutzte Nachrichtenquelle genannt.

Was verspricht sich der Zeitungsverlag von diesem Projekt?

Mittel- und langfristige Kundenbindung ist hier das Schlüsselwort. In einer Zeit, in der das Zeitungslesen immer weniger aktiv durch die Familie vorgelebt wird, müssen alternative Wege gefunden werden, jungen Menschen die Zeitung als verlässliches, seriöses und auch unterhaltsames Informationsmedium beizubringen.

Dabei ist es entscheidend, der jungen Zielgruppe – im Hinblick auf die rasante Contentaufnahme und gelernt verkürzte Aufmerksamkeitsspanne durch Instagram, TikTok & Co. – zuerst die Angst vor der Masse an Text zu nehmen. Auch wenn die Rhein-Zeitung mit durchschnittlich 28 Seiten kein „dicker Schinken“ ist, erscheint sie dennoch täglich von Montag bis Samstag, was anfänglich abschreckend auf Azubis wirkt.

Diese ablehnende Haltung muss man ernst nehmen und den neuen Lesern ein paar Hilfestellungen an die Hand geben. Mit einer Broschüre zum Projektstart wird erklärt, dass es erst einmal gilt, ein Textgefühl zu erhalten. Das bedeutet, die Überschriften werden angesehen, Texte werden grob überflogen, der Aufbau der Zeitung soll kennengelernt und – das ist für manch einen Azubi eine große Erleichterung – die Texte keinesfalls auswendig gelernt werden.

Wenn der erste Schock überwunden ist und sich die neuen Leser in den kommenden Monaten an die Zeitung als tägliche Informationsquelle gewöhnen und bestmöglich einen echten Nutzen erkennen, ist das Projektziel ein gutes Stück näher gerückt.

Der Traum, dass aus einem Projektteilnehmer am Ende direkt ein Leser wird, ist in den meisten Fällen geplatzt. Trotzdem besteht die echte Hoffnung, dass Projektteilnehmer, wenn die Lebensumstände wie Festanstellung, Sesshaftigkeit, Familiengründung etc. sich ändern, und die Erinnerung und positive Erfahrung mit der Zeitung Bestand hat, eines Tages zum Leser werden.

Startschuss für das Projektjahr 2024/2025

Das neue Projektjahr startet am 1. September 2024 und endet am 30. Juni 2025.