GENDERN IM KINDER- UND JUGENDMARKETING

Wie du alle Geschlechter respektvoll ansprichst und gleichzeitig authentisch und verständlich bleibst!

Geschlechtergerechte Sprache

Sprache ist mächtig und prägt unsere Wahrnehmung von Dingen. In unserem Blogbeitrag “Gendergerechte Sprache – warum und wie?” beschreiben wir, warum es uns wichtig ist, Mädchen und Jungen gleichberechtigt anzusprechen und dazu beizutragen, jedes Kind und alle Jugendlichen auf dem Weg zu eigenständigen und selbstbewussten Persönlichkeiten zu unterstützen und was eine Sprache damit zu tun hat, die Mädchen, Frauen und nicht-binäre Personen nur “mit meint”.

Hier geben wir konkrete Tipps und Anregungen, wie Kommunikation aussehen kann, die alle Geschlechter angespricht, ohne kompliziert und langweilig zu werden.

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Neutrale Begriffe

Wähle Begriffe, die alle Geschlechter einbeziehen.

  • Es gibt in der Deutschen Sprache viele Begriffe, die von vornherein geschlechtsneutral sind.
  • Darüber hinaus gibt es Begriffe, die im Plural für die männliche und weibliche Form gleich sind – oft lässt sich eine Doppelnennung durch die Nutzung des Plurals vermeiden.
  • Es entstehen immer mehr neutralisierte Begriffe, die vielleicht zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sind. Dennoch sind sie sofort klar, nicht umständlich und gehen immer stärker in den allgemeinen Sprachgebrauch über.

Beispiele

Neutrale Begriffe

Kind, Kinder
junger Mensch, junge Menschen
Teenager, Follower (im englischen für alle Geschlechter)
Person, Personen
Elternteil, Eltern

Neutral im Plural

die Jugendlichen
die Interesssierten

die Auszubildenden

Neutralisierte Bezeichnungen

Studierende statt Studentinnen und Studenten
Teilnehmende statt Teilnhmerinnen und Teilnehmer
Lehrkraft  oder Klassenleitung statt (Klassen-)Lehrerin oder Lehrer
Führungskraft statt Vorgesetze oder Vorgesetzter
Team statt Mannschaft

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Kreative Umformungen

Stelle Sätze so um, dass Doppelnennungen oder die ausschließlich männliche Form vermieden werden.

  • Formuliere, wie du sprichst und nicht zu formal – dann lassen sich oft kreative Wege finden.
  • Nicht immer müssen die Personen oder Personengruppen bezeichnet werden, oft kann man auch eine Beschreibung der Gemeinsamkeiten oder Tätigkeiten nutzen.
  • Oft sind solche Umschreibungen sogar lebendiger und jugendgerechter.

Beispiele

Kreative Umformungen

Alle, die am Wettbewerb teilnehmen, erhalten eine Urkunde.
statt: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Urkunde

Wer immer schon mal auf der Bühne stehen wollte, kann jetzt…
statt: Schülerinnen und Schüler, die an der Theater-AG teilnehmen möchten…

Die Aktivistin Greta trat an das Mikrofon.
statt: Die Aktivistin Greta trat an das Rednerpult.

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Direkte Anrede

Sprich mit Kindern und Jugendlichen statt über sie

  • Wähle so oft wie möglich die direkte Anspracheform.
  • In Social Media Kanälen werden die Follower überwiegend direkt angesprochen, in Broschüren, auf Plakaten oder in Teilnahme-Bedingungen ist das weniger üblich, aber natürlich möglich.
  • In der Grundschule ist es mittlerweile normal, dass Lehrkräfte, die gleichzeitig die ganze Klasse adressieren, trotzdem die Ansprache im Singular wählen, damit alle Kinder sich angesprochen fühlen.

Beispiele

Direkte Anrede

Wenn ihr mitmachen wollt, meldet euch jetzt an!
statt: Fussballer können sich jetzt anmelden.

Bitte schließt eure Rucksäcke ein.
statt: Besucher müssen ihre Rucksäcke einschließen.

Eine tolle Möglichkeit für dich.
statt: Tolle Möglichkeiten für Mädchen und Jungen.

Hol bitte dein Mathebuch heraus und bearbeite Seite 17
statt: Alle Schülerinnen und Schüler holen ihr Mathebuch heraus und bearbeiten Seite 17.
oder: Holt euer Mathebuch heraus und bearbeitet Seite 17.

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Symmetrisch, korrekt, genderspezifisch

Sei korrekt, wenn es um bestimmte Personen geht

  • Wenn du Berufsbezeichnungen oder Attribute nutzt, wähle bei Männern und Frauen die geschlechtsspezifischen Formen der gleichwertigen Bezeichnungen.
  • Nutze nicht die männliche Form, wenn es um eine oder mehrere Frauen geht.

Beispiele

Symmetrisch

Zum Gespräch treffen sich Schulleiterin Müller und Bürgermeister Meyer.
statt: Zum Gespräch treffen sich Frau Müller und Bürgermeister Meyer.

Korrekt und genderspezifisch

Sehr zufrieden mit ihrem Team sind Frauke Baier und Sophie Schmidt (Trainerinnen).
statt: sehr zufrieden mit ihrem Team sind Frauke Baier und Sophie Schmidt (Trainer).

 

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Mutig ohne Rollenstereotype

Mach dir bewusst, welche Bilder entstehen und durchbrich die klassischen Rollenverteilungen

  • Besetze Rollen öfter einmal mit dem “untypischen” Geschlecht und nutze z.B. bei – auch männlich dominierten – Berufen oder Hobbies die weiblichen Formen.
  • Nicht alles muss erklärt werden. Oft sieht man bei Bildern gar nicht unbedingt, ob es sich um Mädchen, Jungen oder nicht-binäre Personen handelt. Gut so – es geht mehr um Emotionen und Stimmungen!
  • Statt immer Doppelnennungen oder das generische Maskulinum zu nutzen, wechsel in Beispielen einfach einmal ab.
  • Warum nutzen wir generell die männliche Form, wenn es darum geht, dass eine Person etwas tut? Vielleicht im ersten Moment etwas irritierend, im englischen aber normal, dass unbestimmte Person auch Frauen sein können.

Beispiele

Mutig ohne Rollenstereotype

Die Fußballerin, der Ballettänzer und die Kick-Boxerin stellen ihre Hobbies vor.
statt: Der Fussballer, die Balletttänzerin und der Kick-Boxer stellen ihre Hobbies vor.

Im Zoo stürmt Lara direkt zu den Tigern, die man schon von weitem hören kann, während Paul sich erst einmal die bunten Schmetterlinge anschauen möchte.

Die Jugendlichen sind beeindruckt von der Vielfalt der Ausbildungsberufe, die ihnen von einer Mechatronikerin, einem Krankenpfleger, einem Verkäufer und einer angehenden Gärtnerin vorgestellt wurden.

Das Rijksmuseum ist sehr spannend. Während die Schlange an der Kasse lang ist, kann sich der Besucher schon einmal umschauen. Im Museum selbst sieht die Kunstbegeisterte dann phantastische Werke …

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Doppelnennung, Sternchen und Gender-Gap

Manchmal muss man alle Geschlechter nennen

  • Nicht in allen Fällen funktionieren die oben genannten Strategien, die sich ja überwiegend auch nur auf männlich und weiblich beziehen und nicht-binäre Personen nur teilweise einschließen. Dann kommen die viel diskutierten unterschiedlichen Schreibweisen ins Spiel.
  • Die größte Geschlechtergerechtigkeit unter Männern und Frauen wird durch ausgeschriebene Doppelnennungen erzielt. Auch für Kinder unterbricht dies nicht den Lesefluss, wird allerdings manchmal etwas lang.
  • Die Schreibweisen mit Binnen-I, Sternchen, Gender-Gap oder Doppel- und Mittelpunkt schließen mehr oder weniger alle Geschlechter – manche explizit auch nicht-binäre Personen ein. Für Kinder leidet tatsächlich der Lesefluss darunter. Wenn es nicht anders geht, sollten Organisationen eine einheitliche Form in allen Kommunikationsmitteln verwenden. Wir bevorzugen den Doppelpunkt, da diese Form den Lesefluss am wenigsten stört und auch gesprochen einfach durch eine kurze Pause umzusetzen ist.

Beispiele

Doppelnennungen

Die Sportlerinnen und Sportler
(alternativ auch: die Sporttreibenden; alle, die Sport treiben)

Die Schülerinnen und Schüler
(alternativ auch: die Lernenden)

Diverse Schreibweisen

SchülerInnen, Schüler(innen), Schüler*innen, Schüler/innen, Schüler:innen, …

Gender_Gap

Sportler_innen, Schüler_innen

 

 

 

Zum Weiterlesen

Wenn du dich noch genauer einlesen möchtest oder mehr Hilfestellungen suchst:

Geschickt Gendern

Leitfaden der TU Braunschweig

Leitfaden der Uni München

 

Fußnote

“Zur leichteren Lesbarkeit nutzen wir nur die männliche Form…”

Solche Fußnoten oder Anmerkungen sind gang und gäbe, allerdings wertlos. Lesen tun Kinder und Jugendliche trotzdem immer nur die männliche Form und es ist nicht ausreichend, Mädchen und Frauen nur “mit zu meinen”.

Männlich/Weiblich/Divers

Viele der oben vorgeschlagenen Möglichkeiten schließen auch nicht-binäre Personen ein und das sind die besten Varianten.

Wir sehen es schon als großen Schritt an, wenn hier eine gleichberechtigte Sprache zwischen Mädchen und Jungen gelingt, die so gut wie möglich auch andere Geschlechter einschließt.  Nicht-binäre oder auch intersexuelle Personen explizit einzuschließen wird Kinder und viele Jugendliche überfordern – und dann steht aus unserer Sicht die Verständlichkeit vor der politischen Korrektheit.

Immer gilt: Lasst uns alle so gendergerecht wie mögich formulieren!